Zum Studienbeginn des Bachelor Architektur-Studiengangs der Uni Kassel wird alljährlich das Stegreifprojekt mit anschließender Präsentation vor einer Fachjury und Preisverleihung terminiert. Am 16. Oktober 2025 war Jörg Möser, von RJ Architekten, Teil dieser Fachjury und durfte die Entwürfe von Architektur-Studierenden erleben und bewerten.
Die Studierenden können hierbei entscheiden, ob sie alleine antreten oder sich in Teams zusammentun. Insgesamt 10 Projekte zu Aufgabenstellungen wie Man on the Moon, Lost & Found oder Wohnzufriedenheit und Qualität in Kassel wurden im Fachbereich vorgestellt.
1000 Liter Architektur belegte den 3. Platz. Die Ankündigung durfte Jörg Möser übernehmen. Sechs Holzkonstruktionen bildeten dabei den Rahmen für 1000 Liter, in denen verschiedene Themen erlebbar gemacht wurden. Beispielsweise ein Balkon mit Blumenkübeln, der direkt an eine Backsteinmauer grenzte. Damit sollte die dichte Bebauung von Städten erlebbar dargestellt werden. Ebenso eine Holzkonstruktion mit Sitzgelegenheit, die „Kennenlernbox“, welche die Komfortzone spürbar machte und verdeutlichte, dass man sich für dichtes Zusammenleben gut verstehen und kennen muss.
Transformation Sälzer belegte mit der Videoinstallation über mehr Natur, weniger Straßenverkehr, den 2. Platz.
RealFiktion konnte den 1. Platz für sich verbuchen. Mit einer Video-Audio-Installation wurden Umweltveränderungen erlebbar gemacht.
„An sämtlichen Präsentationen hat mich beeindruckt, dass innerhalb von 48 Stunden so viele kreative Beiträge entstanden sind. Auch die Professionalität der meisten Beiträge, unter der Prämisse der Zusammenarbeit, war beeindruckend. Aus meiner langjährigen Berufserfahrung weiß ich, dass Architektur immer ein Verstehen, Zusammenarbeit und Austausch sind“, berichtet Jörg Möser.

Was ist ein Stegreifprojekt?
Ein Stegreifprojekt ist eine kurzfristig angesetzte Entwurfsaufgabe in einem Architektur- oder Planungsstudium. Studierende erhalten ein Thema oder einen Standort mit begrenzter Bearbeitungszeit (hier 48 Stunden) und entwerfen eigenständig eine Skizze, ein Konzept oder einen Modellvorschlag. Ziel ist, Kreativität, schnelles Denken, räumliches Vorstellungsvermögen und Entwurfskompetenz unter Zeitdruck zu schulen.
Wie läuft die Präsentation typischerweise ab?
- Ausgabe der Aufgabe: Zu Beginn wird das Thema und ggf. ein Standort oder Rahmen vorgegeben. Zu Beginn des Wintersemesters 2025/2026 lautete das Thema „Future“.
- Bearbeitungsphase: Die Studierenden arbeiten innerhalb der festgesetzten Zeit von 48 Stunden an Skizzen, Zeichnungen, Modellen oder digitalen Entwürfen.
- Präsentation: Am Ende wird im Plenum präsentiert — meist vor Lehrenden, Betreuenden sowie Kommiliton*innen. Die Präsentation kann Poster, Modelle, digitale Slides oder Kurzvorträge umfassen.
- Feedback und Bewertung: Lehrende bzw. Mitarbeitende geben Rückmeldung – oft direkt im Anschluss – und bewerten die Aufgaben nach Kriterien wie Konzeptidee, räumliche Qualität, Zeichnung/Modell-Ausführung, Originalität und Umsetzbarkeit.
Wie setzt sich jährlich die Jury zusammen?
- Lehrende und Betreuende der jeweiligen Entwurfs- bzw. Stegreifaufgabe (Professor*innen, wissenschaftliche Mitarbeitende)
- 4 externe Gäste und Fachleute aus der Praxis (Architektinnen, Stadtplanerinnen, Landschaftsplanerinnen, Künstlerinnen)
Die Bewertung erfolgt anhand sieben vorher definierter Kriterien, wie Raumbespielung, Eigenständigkeit der Themen-Interpretation oder Erkenntnisgewinn.

